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AutorenbildAnouk Algermissen

Offene Kommunikation lernen: die beste Strategie für zurückhaltende & ruhigere Menschen

Wir wissen alle, wie wichtig offene Kommunikation in der Partnerschaft ist. Doch ist es gar nicht so einfach, immer richtig zu kommunizieren. Nicht alle Menschen haben hierbei die gleichen Probleme. In diesem Artikel schauen wir uns an, was typischerweise die Herausforderungen für diejenigen sind, die ihre Gedanken eher für sich behalten und weniger von sich und ihren Gefühlen preisgeben. Dafür gehen wir eine erprobte Strategie durch, um es dir zu ermöglichen, leichter und offener zu kommunizieren.



Inhaltsverzeichnis


Was ist das Ziel?


Wenn du diesen Artikel liest, gehe ich davon aus, dass du jemand bist, der seine negativen Gefühle nicht an die große Glocke hängt. Du wartest erstmal ab, bevor du sprichst und bist nicht unbedingt Freund von vielen Worten. Dein Gegenüber erlebt dich in Gesprächen meist als ruhig und rational, manchmal aber auch als kalt und wenig zugänglich.


Und hier liegt auch schon ein großes Problem:


Gerade in schwierigen Gesprächen ist es enorm wichtig, dass wir einander emotional nahe sind. Das ist der Kleber, der unsere Beziehungen zusammenhält.

Wenn du jetzt merkst, dass dein Gegenüber emotional wird und du versteinerst, ist eine offene Kommunikation nicht mehr möglich.


Das Ziel sollte also sein, dass du es schaffst, den Kontakt zu deinem Partner / deiner Partnerin nicht abreißen zu lassen. Dafür musst du lernen, dich nicht emotional abzukapseln, sondern offenzubleiben. Offene Kommunikation heißt auch, sich auf andere Menschen einlassen zu können und einen guten Zugang zu sich selbst zu haben. Denn nur, wenn wir wissen, was in uns und in der anderen Person passiert, kann unsere Kommunikation auch wirklich gut werden.   


Ein kleines Beispiel: Stell dir vor, du bist in einem Gespräch mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Ihr seid beide etwas angespannt, weil ihr ein wichtiges Thema besprecht. Wenn du dich jetzt in dich selbst zurückziehst, wirst du vielleicht so etwas sagen, wie: „Du bist schon wieder so emotional. Man kann überhaupt nicht mit dir reden“


Das ist in dem Moment keine offene Kommunikation, sondern lediglich eine Kritik.


Wenn du jetzt aber in der Lage bist, dich in das Gegenüber einzufühlen und einen guten Zugang zu dir selbst hast, könntest du sowas sagen wie: „Kann es sein, dass dich das Thema ziemlich mitnimmt? Ich weiß ja, wie wichtig dir das alles ist. Ich muss ehrlich sein und dir sagen, dass ich gerade ziemlich angespannt bin. Könnten wir etwas Tempo raus nehmen? Ich brauche das gerade.“ Das ist offene Kommunikation!


Das Problem: Was ist deine Hürde?


Um etwas zu verändern, musst du für dich erstmal herausfinden, was gerade zwischen dir und der offenen Kommunikation steht.


- Fehlen dir die richtigen Worte?

- Weißt du nicht, wo du anfangen sollst?

- Hast du Sorge vor der Reaktion deines Gegenübers?

- Merkst du eine Konfliktscheu aufkommen?

- Hast du das Gefühl, die andere Person mit deinen Gefühlen nur zu belasten?

- Bist du unsicher, wie deine Meinung von der anderen Person angenommen wird?


Nutze diesen Moment, um dich einmal zu fragen, was deine offene Kommunikation verhindert.


Fallbeispiel: Johannes


Johannes ist 29 Jahre alt und seit 5 Jahren mit Eva zusammen. Die beiden führen eine schöne Beziehung, doch Eva fehlt manchmal die Wärme. Sie beschwert sich darüber, dass Johannes in Gesprächen nicht wirklich anwesend ist und wenig auf sie eingeht. „Ich wünsche mir, dass er einfach offen ansprechen würde, was in ihm vorgeht“, sagt sie.

Es ist nicht so, dass Johannes absichtlich nichts sagt. Es fühlt sich für ihn einfach nicht richtig an. In unseren Sitzungen stellt sich heraus, dass Johannes schon früh gelernt hat, seine Probleme mit sich selbst auszumachen. „In meiner Familie wurde nie viel geredet. Jeder hat einfach geschaut, dass man es für sich selbst geregelt bekommt. Da hab ich mir das wahrscheinlich abgeguckt.“ Johannes Hürde ist also das Gefühl, es mit sich selbst ausmachen zu müssen. Deshalb kommt er gar nicht auf die Idee, sich seiner Freundin mitzuteilen und sie an seinen Ängsten und Wünschen teilhaben zu lassen.


Die Strategie: 3 Schritte zum Erfolg


Johannes musste für sich lernen, seine innere Hürde zu überwinden. Wenn du jetzt ein besseres Gefühl hast, was dir im Wege steht, dann kannst du jetzt diese Strategie nutzen, um über sie hinwegzukommen.  


Schritt 1: Wahrnehmen


Übe dich darin, deine persönliche Hürde zu offener Kommunikation besser wahrzunehmen. Ist es die Angst vor dem Konflikt, die dir die Kehle zuschnürt? Oder spürst du eine innere Angespanntheit, die andere Person bloß nicht zu belasten.


Nimm dir die Zeit, diese Signale besser zu identifizieren. Vielleicht kann dir auch dein Partner oder deine Partnerin dabei helfen. 


Schritt 2: Einordnen


Wenn du in der Situation dann merkst, dass es dir schwerfällt, deine Gedanken und Gefühle zu formulieren, ordne das für dich kurz ein.


Also so was wie: „Ah, alles klar. Ich habe gerade wieder das Gefühl erst über etwas reden zu können, wenn ich schon einen guten Plan dafür habe. Jetzt gerade weiß ich selber noch nicht, ob ich alles wieder hinbekomme und traue mich aber auch nicht, mein Gegenüber daran teilhaben zu lassen. Da merke ich meinen Glaubenssatz, dass ich erst über etwas reden sollte, wenn ich schon eine Lösung dafür gefunden habe.“



Schritt 3: Hinterfragen



Danach gehst du noch ein Stück weiter und hinterfragt die Sache, die dich stoppt. Ist deine Annahme begründet, dass die Person dich abweisen wird? Ist es gerade wirklich wichtig, keine „Schwäche“ zu zeigen? Möchtest du die Person sein, die alles mit sich selbst ausmacht oder die Person, die Hilfe annehmen kann?


Eine interessante Frage, die man sich stellen kann, ist zudem: Wie hoch sind die Vor- und Nachteile, wenn ich jetzt alles für mich behalte?


Schlüssel das gerne mal auf. Das kann z.B. so aussehen:


Die Vorteile: Ich bin auf der sicheren Seite und mache mich nicht angreifbar. Ich bewahre meine Ruhe. Ich übernehme eine Strategie, die ich schon gut kenne.


Die Nachteile: Die andere Person verliert den Kontakt zu mir, was unsere Nähe verringert. Ich behalte den ganzen Druck in mir und kommuniziere meine Gefühle nicht. Die andere Person hat keine Ahnung, was in mir passiert und erlebt mich vielleicht als kalt.


Wie geht es weiter?


Du möchtest noch tiefer ins Thema einsteigen und konkrete Anleitungen mit Beispielen bekommen? Dann kann ich dir mein neues Buch empfehlen. Hier sprechen wir ausführlich über das Thema Kommunikation und den Umgang mit Gefühlen.




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