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AutorenbildAnouk Algermissen

Kümmermodus: Deshalb fühlst du dich ausgebrannt und nicht auf Augenhöhe in der Partnerschaft



Trifft das auf dich zu: du erlebst deinen Partner / deine Partnerin als unsicher oder von dir abhängig. Du hast häufig das Gefühl, wichtige Entscheidungen alleine treffen zu müssen oder die andere Person ständig anzuleiten. Dir fehlt der Raum, auch mal über deine Gefühle zu sprechen und dich anlehnen zu können. Diese Problematiken sind häufig darauf zurückzuführen, dass du im Kümmermodus stecken bleibst. Wie dieser Modus in Beziehungen entstehen kann, wie unsere eigenen Verhaltensmuster ihn aufrechterhalten und welche Lösungen es hierbei gibt, erfährst du in diesem Artikel.


Kümmermodus bedeutet: man das Gefühl hat, sich ständig kümmern zu müssen.

Dieses Phänomen erleben viele Menschen in Beziehungen und es kann für sie dann auch ein elementarer Trennungsgrund sein. Denn das Problem ist, dass die Menschen, die in diesem Modus feststecken, häufig irgendwann einen inneren Widerstand aufbauen und den Kontakt zu sich selbst verlieren.


Um den Vorgang etwas konkreter zu machen, schauen wir uns ein Fallbeispiel an, anhand dessen wir sehen können, wie dieser Modus aufkommen kann und welche Faktoren dazu beitragen, dass wir uns nicht mehr daraus lösen können und womöglich langsam ausbrennen.


Fallbeispiel: Zoe und Dana


Zoe ist schon seit mehreren Jahren mit ihrer Freundin Dana zusammen. Dana hatte in den letzten Jahren leider mit einigen gesundheitlichen und beruflichen Problemen zu kämpfen. Die vielen Momente, in denen Dana auf Zoes Hilfe angewiesen war, haben etwas in ihrer Paardynamik verändert. Häufig lag Zoe dann abends wach, um irgendwie einen Plan zu fassen, wie sie die Dinge wieder regeln könnte. Die Gefühle ihrer Freundin wurden zu ihren eigenen und machten ihr schwer zu schaffen. Mit der Zeit übernahm Zoe mehr und mehr Verantwortung. Sie wusste, dass es Dana nicht gut ging und stellte sich selbst und ihre Bedürfnisse immer weiter hinten an.


Doch auch jetzt, da sich ihr Leben wieder eingependelt hat, kommen die beiden weiterhin nicht aus diesen Rollen heraus. Zoe fühlt sich immer noch für alles verantwortlich und begegnet ihrer Partnerin nicht mehr auf Augenhöhe. Etwas in ihr fängt an, sich gegen diese Dynamik zu wehren. Sie will sich wieder bei jemandem anlehnen können und nicht ständig das Gefühl haben, sich kümmern zu müssen.


Zoe merkt, dass es ihr selbst immer schlechter geht, doch sie kann auch nicht nach Hilfe fragen. Das Gefühl, Dana nicht belasten zu dürfen, stellt für sie eine unüberwindbare Hürde dar. “Wenn ich anspreche, dass ich etwas anderes brauche, habe ich hinterher Schuld, wenn es ihr wieder schlechter geht”, denkt sie immer wieder.


Was kann man hier erkennen?


Wir sehen bei Zoe eine starke Verantwortungsübernahme. Diese führt dazu, dass sie das Gefühl hat, mehr zu geben als zu bekommen. Dies lässt sie zunehmend ausbrennen und verschlechtert die partnerschaftliche Dynamik.


Zoe kann sich nicht gut von den Gefühlen anderer abgrenzen und macht sie sich zu eigen. Sie fühlt nicht nur empathisch mit, sondern hat das Gefühl, dass es ihre Aufgabe ist, dass alles wieder gut wird. Dadurch lastet ein enormer Druck auf ihr, der ihr immer mehr Kraft raubt. Sie merkt, dass ihr die Situation nicht gut tut, kann aber auch nicht aus ihr ausbrechen.

Für viele Menschen kann sich das ab einem gewissen Punkt so anfühlen, als wäre der Partner / die Partnerin in einer kindlichen Rolle und sie selbst in der Rolle des Elternteils. Das hat meist zur Folge, dass die Anziehung und körperliche Intimität stark beeinträchtigt werden.


Das kann z.B. auch dann aufkommen, wenn eine Person in der Beziehung allgemein mehr Ängste hat oder weniger engagiert ist. Dies kann über die Zeit dazu führen, dass sich bestimmte Rollen in der Beziehung aufbauen, wie “die Person, die alles aufräumt” oder “die Person, die zu verkopft ist”. Wenn diese Rollen einmal aufgebaut sind, kann es sehr schwer sein, sie wieder flexibler zu gestalten.


Bei Zoe sehen wir, dass sie nicht aus ihrem Modus aussteigen kann, sondern darin gefangen ist. Es blockiert sie also etwas. Dies sind meist ganz bestimmte Gefühle und Glaubenssätze, die sie schon länger kennt und die sich verselbstständigt haben.


Gehen wir nun noch eine Ebene tiefer und schauen, welches Muster Zoe in diesem Zustand gefangen hält.


Zoes Muster


Zoe ist mit ihrer alleinerziehenden Mutter in einer kleinen Stadt groß geworden. Als Kind wurde ihr schnell bewusst, wie viel ihre Mutter alles leistet. Wenn sie gestresst von der Arbeit nach Hause kam, war für Zoe unbewusst klar, dass sie keinen Ärger mehr machen durfte. Ihr war klar, dass es in diesem Umfeld keinen Raum für ihre negativen Gefühle oder Probleme gab. So lernte sie früh, sich um sich selbst zu kümmern und für ihre Mutter da zu sein. Sie wurde sehr gut darin, die Gefühlszustände der Menschen um sich herum zu erkennen und ihnen ein gutes Gefühl zu geben. Dies führte dazu, dass viele ihrer Freunde auf sie zukamen, wenn es etwas zu besprechen gab.


Für Zoe war es "normal", ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, weil sie es von früher her kannte. Mehr noch, sie hatte das Gefühl, dass es von ihr erwartet wurde.

Als es Dana schlecht ging, verfiel Zoe wieder in diesen alten Modus. Sie kannte die Situation noch gut: jemand leidet und ich bin die Person, die dabei helfen kann, dass es besser wird. Zoes alte Strategie, Verantwortung für die Gefühle und Probleme der anderen zu übernehmen, kam wieder zum Vorschein.


Doch als Erwachsene erfährt sie nun die langfristigen Konsequenzen dieser Strategie. Sie fühlt sich von der Verantwortung überladen und will aus dieser Rolle raus. Ihr Muster hält sie in einer Dynamik gefangen, in der sie nicht für sich selbst einstehen “darf” und ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden.


Das was Zoe also blockiert und sie darin hindert, das Thema in der Beziehung zur Sprache zu bringen, sind ihre inneren Glaubenssätze wie etwa: “Ich bin dafür verantwortlich, dass es allen gut geht” oder “meine Gefühle und Bedürfnisse sind eine Belastung für andere”. Schwieriger wird es jetzt auch noch dadurch, dass gerade der letzte Glaubenssatz in der Beziehung bestätigt wurde. Als es Dana schlecht ging, wäre es tatsächlich schwer gewesen, die Gefühle ihrer Freundin zu halten.


Glaubenssätze und Gefühle


Es gibt einige typische Glaubenssätze und Gefühle, die bei Menschen, die in den Kümmermodus verfallen, häufig anzutreffen sind. Nutze diese Liste, um zu prüfen, ob etwas davon auf dich zutrifft:


  • Ich muss stark sein

  • Ich darf andere nicht mit meinen Gefühlen oder Problemen belasten

  • Negative Gefühle muss ich mit mir ausmachen

  • Es ist meine Aufgabe, dass es allen gut geht

  • Wenn ich etwas einfordere, ist das egoistisch

  • Wenn ich es nicht anpacke, tut es keiner



Das Problem besteht darin, dass diese Dinge einer offenen Kommunikation und positiven Entwicklung in der Beziehung im Wege stehen.


Wenn ich nicht darüber rede, dass meine Bedürfnisse gerade nicht erfüllt werden, weil ich andere z.B. nicht belasten will, dann werden diese Bedürfnisse auch nicht berücksichtigt.

Dann leidet auch die Nähe, weil ich immer frustrierter werde, auch weil ich nicht offen darüber sprechen kann. Wenn unsere Nähe langsam bröckelt und wir keine gute Kommunikation miteinander haben, ist das eine große Belastung in der Beziehung.


Die Lösung


Diese Dinge könnten helfen, dass Zoe und Dana aus dieser Situation rauskommen und eine stabile Beziehung aufbauen


  1. Zoe müsste ihre innere Hürde überwinden und ein offenes Gespräch mit Dana führen

  2. Beide sollten wissen, was dieser Kümmermodus ist und was ihn auslöst

  3. Zoe kann daran arbeiten, ihre Glaubenssätze zu hinterfragen und sich die Gefühle der anderen nicht mehr so stark zur Aufgabe zu machen

  4. Dana wiederum mehr Eigeninitiative und Stärke entwickeln, um sich aus der Rolle der “passiven” Person zu befreien


Wie genau jeder dieser Punkte ganz konkret aussehen könnte, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wenn du jedoch gerne ein Coaching bei mir machen würdest, in dem wir gemeinsam genau diese Schritte im Detail durchgehen, dann kontaktiere mich gerne unter kontakt@paartherapiebonn.com oder telefonisch unter 017685914612. Mehr Infos zum Ablauf sowie zu den Kosten findest du hier https://www.paartherapiebonn.com/ablauf




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