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  • AutorenbildAnouk Algermissen

Bindungsangst: Ursache und Symptome bei Menschen mit Ängsten vor nahen Beziehungen



Fühlst du dich häufig eingeengt, als würde jemand zu nah an dich ran rücken in Beziehungen? Oder hast du öfter das Bedürfnis, Beziehungen zu beenden, wenn sie zu ernst und vertraut werden? Bindungsängstliche Menschen meiden den Zustand von tiefer emotionaler Verbundenheit und haben häufig eine Mauer um sich herum gebaut, die niemanden wirklich rein lässt. Wenn du wissen möchtest, ob du bindungsängstlich bist oder dich fragst, woher dieses Gefühl kommt, dann ist dieser Artikel perfekt für dich.


Inhaltsverzeichnis


Fallbeispiel Mark


Mark ist 33 Jahre alt und schafft es nicht, langfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten. Er hatte bereits einige Freundinnen, aber wirklich tiefe Partnerschaften sind daraus nie entstanden. Früher war dies für ihn auch kein Problem, denn er konnte sein Singleleben genießen.


“Ich bin halt nicht der Typ für eine Beziehung”, hat er sich dann häufiger gesagt.

Doch mit der Zeit ist bei Mark der Wunsch nach einer stabilen Partnerschaft und einer Familie gewachsen. Mit seiner jetzigen Freundin ist er jedoch hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis nach einer nachhaltigen Partnerschaft und dem Drang, aus der Beziehung zu fliehen. Mit diesem Dilemma ist er zu mir in die Praxis gekommen.


Mark beschreibt seine Situation so: “Mein Kopf will eine Beziehung führen. Aber dann ist mir auf einmal wieder alles zu viel. Meine Freundin beklagt sich dann bei mir, dass ich kalt und distanziert bin. Und das stimmt auch irgendwie. Ich erwische mich dabei, wie ich lieber mit den Jungs etwas unternehme, als mit ihr. Sie ist toll, wirklich. Aber so richtig darauf einlassen kann ich mich nicht. Es ist fast so, als wäre da innerlich so ein Abstand zwischen uns. Und je mehr sie versucht, diesen Abstand zu überwinden, desto kälter werde ich.”


Symptome der Bindungsangst


Mark erlebt die Bindungsangst als Gefühle der Distanz, als Abstand zwischen ihm und seiner Freundin und als eine unsichtbare Hürde, die er nicht überwinden kann.


Weitere Anzeichen einer Bindungsangst können sein:


  • Emotionaler Rückzug

  • Wenig Commitment in der Beziehung

  • Verlust der Anziehung

  • Hinhalten der anderen Person

  • klare Strukturen, die wenig Flexibilität zulassen

    • z.B.: man sieht sich nur am Wochenende und sonst nicht

  • oberflächliche Beziehungen

  • man macht sich nicht verletzlich und öffnet sich nicht wirklich

  • Fluchtgefühle

  • Innerer Druck, wenn die Beziehung in eine nächste Phase geht


Vielen Menschen mit Bindungsängsten ist gar nicht bewusst, dass sie diese Gefühle erleben. Denn für viele sind Beziehungen häufig ab dem Punkt vorbei, an dem das erste negative Gefühl aufkommt. So ist die Person meist nie besonders lange damit konfrontiert, da der vermeintliche Auslöser sofort wieder “weg” ist.


So sehen Beziehungen mit bindungsängstlichen aus


Menschen mit Bindungsängsten spielen häufig Ping-Pong mit dem Bedürfnis nach Nähe und dem Drang zu fliehen. Dies resultiert meist in einer von zwei Arten von Beziehungen:


Auf der einen Seite haben wir Menschen, die Partnerschaften eingehen, aber trotzdem innerlich distanziert bleiben. Zur Anfangszeit mögen sie vielleicht besonders stürmisch und überschwänglich sein, doch diese Leidenschaft lässt meist schnell nach. Wenn sie dann eine Beziehung wagen, sind sie immer mit einem Fuß bereits wieder aus der Tür.


Sie regulieren, wie viel Nähe zugelassen werden darf und ziehen sich sofort zurück, wenn es ihnen zu viel wird. Partner und Partnerinnen dieser Menschen wissen häufig nicht, woran sie sind.

Dies trifft z.B. auch auf Marks Freundin zu. Sie weiß, dass er eine Familie will, aber wenn sie ihn braucht oder den nächsten Schritt wagen will, bekommt sie ihn einfach nicht zu fassen.


Auf der anderen Seite gehen bindungsängstliche Menschen eher oberflächliche Beziehungen ein. Diese Menschen hüpfen von Beziehung zu Beziehung und können sich scheinbar nicht festlegen. So hat Mark früher gelebt. Für ihn war es ein netter Zeitvertreib, viele unterschiedliche Frauen kennenzulernen, doch keine von ihnen lernte er wirklich kennen. Wenn er dann das Interesse verlor, gab er die Beziehung auf und suchte nach jemand neuen.


Doch wo kommt die Bindungsangst eigentlich her?


Ursachen der Bindungsangst


Bindungsangst kann ihre Wurzeln in verschiedenen Erfahrungen und alten Verletzungen haben. Dabei können diese aus vergangenen Beziehungen herrühren, aber auch noch älter sein und bis in die Kindheit oder Jugend reichen.


Dabei lassen sich meist zwei große Themen identifizieren, die die Quelle der Bindungsangst ausmachen.


Thema 1: Sich nicht verletzlich machen


Bindung bedeutet, sich zu öffnen und verletzlich zu machen. Menschen mit Bidnungsangst haben häufig gelernt, welche schmerzhaften Konsequenzen dies haben kann. Das kann z.B. in der Kindheit erfahren worden sein.


Strenge oder kalte Bezugspersonen können einem das Gefühl vermitteln, nicht liebenswert oder gut genug zu sein. Dann kann Bindung zu einem Schlachtfeld werden, bei dem man sich nie sicher sein kann, auch wirklich aufgefangen und geliebt zu werden.

Aber auch der Verlust eines wichtigen Menschen oder einer wichtigen Beziehung können in einem den Glaubenssatz hochkommen lassen, dass es nicht sicher ist, sich zu öffnen und verletzlich zu machen.


Thema 2: Selbstaufgabe


Für andere heißt Bindung Selbstaufgabe. Das kann z.B. durch Erfahrungen kommen, bei denen man immer wieder über seine Grenzen hinweg gegangen ist und am Ende merkt, dass man komplett leer ist. Diese Menschen lernen dann, dass Beziehungen sie auslaugen und wichtige Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.


Diese Menschen haben innerlich häufig eine enormen Widerstand gegen Anforderungen oder Erwartungen und sträuben sich dagegen. Dies resultiert oft in einer Heiß-Kalt-Dynamik, in der man sich nach Bindung sehnt und sich dann wieder ganz schnell aus der Beziehung raus ziehen muss, weil man das Gefühl hat sonst unterzugehen.


Marks Geschichte


Bei Mark lassen sich Teile dieser beiden Themen ebenfalls finden. Er erinnert sich noch sehr genau an eine Situation in der Schule:


“Da war dieses tolle Mädchen. Ich war total in sie verschossen und wollte unbedingt ihr fester Freund sein. Auf einer Party sind wir dann auch tatsächlich zusammengekommen. Ein paar Wochen ging alles gut, doch dann hat sie das Interesse an mir verloren. Ich habe versucht, ihr alles recht zu machen und mich total zum Affen gemacht. Aber am Ende ist es schlimm geendet. Sie hat mich vor meinen Freunden abserviert. Das hat richtig gesessen. So etwas will ich nicht nochmal erleben müssen.”


Die Bindungsangst ist zu Marks Schutzreaktion geworden.

Wenn die Angst sprechen könnte, würde sich wahrscheinlich folgendes sagen:


“Wenn ich mich auf eine Beziehung einlasse, werde ich verletzt. Ich kann mir nicht sicher sein, ob die Person mich wirklich mag. Wenn ich keine Gefühle aufbaue, dann kann ich ohne Chaos schnell raus sein, sollte es bergab gehen. Oder besser noch: ich lasse es gar nicht so weit kommen und kontrolliere selber, wann die Beziehung endet. Emotionen zuzulassen, bedeutet am Ende des Tages Schmerzen. Ich weiß, wie schlimm sich das anfühlen kann. Ich wäre doch schön verrückt, wenn ich das nochmal zulasse.”


Fazit


Bindungsangst soll uns schützen. Es gibt einen sehr guten Grund, warum man diesen inneren Abstand und die Kälte zu anderen spürt. Doch wenn wir wirklich emotional nahe Beziehungen führen wollen, müssen wir lernen, die Bindungsangst und damit auch diese innere Mauer zu unseren Gefühlen abzubauen.


Wenn du merkst, dass diese Dinge auf dich zutreffen und du sie ändern möchtest, dann kann es ratsam sein, mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin zu sprechen.. Wenn du einen Termin mit mir ausmachen möchtest, um die Bindungsangst zu überwinden und wieder emotional nahe Beziehungen zu führen, dann melde dich gerne unter kontakt@paartherapiebonn.com oder rufe mich unter 017685914612 an.





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