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AutorenbildAnouk Algermissen

Toxische Beziehung? Eine psychologische Analyse und Fallbeispiel




Hast du schon mal von “toxischen Beziehungen” gehört? Seit einigen Jahren wird dieser Begriff genutzt, um problematische Partnerschaften zu beschreiben. Doch was steckt da eigentlich dahinter? Wir gehen in diesem Artikel darauf ein, wie toxische Beziehungen aussehen und woran du erkennen kannst, ob deine Beziehung toxisch ist.



Giftige Beziehungen?


Man hört überall von toxischen Beziehungen und toxischen Menschen. Man muss sich sofort aus diesen Beziehungen und von diesen Menschen lösen, darf nicht auf sie reinfallen oder sich in eine toxische Person verlieben. Das sind vielleicht Ratschläge, die man schon mal von FreundInnen gehört hat. Aber was heißt das denn, dass jemand “giftig” ist?


Von toxischen Beziehungen sprechen wir meist dann, wenn es um Partnerschaften geht, die uns nicht gut tun und einen negativen Einfluss auf uns haben.

Okay, so gut, so unkonkret. Seien wir mal ganz ehrlich: Haben wir nicht alle schon mal Beziehungen erlebt, die (gerade zum Ende hin) uns nicht wirklich gut getan haben? Heißt das jetzt, dass diese Beziehungen automatisch “toxisch” sind?


Nein, das heißt es nicht. Doch bevor wir weiter schauen, welche Eigenschaften eine Beziehung “toxisch” machen, habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen mit dem Begriff.





Anmerkung


Toxisch ist kein psychologischer Begriff. Er ist sehr wertend und wird auch gerne mal inflationär benutzt. Er ist dann ein Problem, wenn wir Leute damit abstempeln und nicht versuchen zu verstehen, was hinter ihrem Verhalten steckt. Manchmal ist das wichtig, um sich abzugrenzen, gerade wenn wir zu lange diese Verhaltensweisen ertragen haben. Man sollte trotzdem vorsichtig mit dem Begriff umgehen. Ich werde ihn trotzdem verwenden, weil viele ihn kennen.


Eigenschaften einer toxischen Beziehung


Woran erkenne ich denn jetzt so genannte toxische Beziehungen?


  • jemand verhält sich herablassend

  • man wird nicht ernst genommen

  • die eigenen Meinungen werden als falsch oder unsinnig dargestellt (Gaslighting)

  • jemand verhält sich rücksichtslos

  • es wird viel gelogen in der Beziehung

  • es gibt keine Anerkennung

  • man fühlt sich allein gelassen

  • Freiheiten / soziale Beziehungen werden beschnitten

  • man hat das Gefühl, nichts mehr geben zu können

  • wir werden häufig getriggert in der Beziehung



Wichtig: Nicht nur eine Eigenschaft macht eine Beziehung toxisch. Es geht vielmehr um das Zusammenspiel von mehreren Faktoren, aus dem man sich nicht mehr befreien kann.

Fallbeispiel Sarah und Alex


Wie kann eine toxische Beziehung denn konkret aussehen? Schauen wir uns dazu das Fallbeispiel von Sarah und Alex an.


Erste Phase


Als Sarah Alex kennenlernt, kommt sie gerade aus einer längeren Beziehung. Sie lernen sich über Tinder kennen und treffen sich bald darauf. Ab da geht es für beide ganz schnell. Die Anziehung ist direkt da. Die erste Zeit ist sehr intensiv. Alex erzählt Sarah von seinen Problemen, sie hat ein offenes Ohr und freut sich, dass sich Alex ihr so offen und verletzlich zeigt. Alex fühlt sich durch Sarahs zugewandte Art bestätigt. Beide sind Feuer und Flamme füreinander.


Zweite Phase


Doch nach ein bis zwei Monaten ändert sich etwas. Alex zieht sich mehr und mehr aus der Beziehung zurück, Sarah denkt, sie hat etwas falsch gemacht. Sie fragt nach und bekommt keine Antwort. Die plötzliche Kälte verunsichert sie. Alex werden ihre Nachfragen zu viel und er wird noch schweigsamer. Je mehr Alex sich zurückzieht, desto mehr klammert Sarah. Sie spürt, dass Angst und Verunsicherung in ihr hochkommen. Wenn sie sich treffen, streiten sie meist. Es fallen Beleidigungen, es wird geschrien. Sarahs Freundinnen fragen sie, warum sie nicht einfach Schluss macht und sie sagt: “Aber am Anfang war es doch so schön. Ich weiß ja, dass er eigentlich ganz anders ist.”


Dritte Phase


Sarah und Alex sind in ihren Mustern gefangen, die sich mehr und mehr zuspitzen. Keiner von beiden schafft es, einen Schlussstrich zu ziehen. Eifersucht, Wut und immer weniger Freiheiten bestimmen bald ihre Beziehung. Offene Kommunikation und eine wohlwollende, zugewandte Haltung sind kaum noch möglich.


Beziehungen werden dann toxisch, wenn wir immer wieder das Gleiche machen, obwohl es uns nicht gut tut. Wir sind in unseren Kreisläufen so festgefahren, dass wir weder gehen noch bleiben können. Wir triggern uns gegenseitig immer wieder und verbeißen uns in der Situation.

Fazit


In toxischen Beziehungen werden unsere emotionalen Wunden immer wieder aufgerissen. Das macht uns reaktiv: Wir sind geflutet von Ängsten, Wut, Hoffnung, Einsamkeit, Frustration, etc. Das entfernt uns von uns selbst und unseren Bedürfnissen.


Wenn Beleidigungen, physische oder psychische Gewalt, Anschuldigungen und heftige Streits dazukommen, kann unser Selbstwertgefühl irgendwann derart beeinflusst sein, dass wir denken: “Ich habe nichts anderes als diese Beziehung.” Dies hält uns gefangen.


Wenn du merkst, dass dich diese Dinge belasten, suche dir am besten professionelle Unterstützung bei einem Therapeuten / einer Therapeutin in deiner Nähe. Wenn du Interesse an einer Paartherapie hast oder diese Dinge in einer Einzelsitzung mit mir besprechen willst, dann melde dich gerne unter kontakt@paartherapiebonn.com.





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